DER ANDERATSBACHMANN vom ENGETAL


Wenn man vom Tannheimer Tal durch das Engetal nach Pfronten geht, kommt man hart an der Landesgrenze über den Aderatsbach der vom Ackerloch beim Magnusacker und dem Aggenstein herabfließt und sich mit dem Seebach vereinigt. Hier hatten früher viele oft mit dem Aderatsbachmann zu tun, der den Leuten auf den Rücken sprang und sich eine Strecke tragen ließ, wobei er immer schwerer wurde, dass viele es fast nicht mehr aushalten konnten. Auch die Fuhrleute, die durch das Tal mussten, hatten Probleme mit ihm. Er machte ihre Rosse scheu, oder er saß auch ihnen auf. Üblicherweise hatte er seinen Gang im Aderatsbachtal, kam aber auch bis zu dem Bendelsgraben und sogar zu der Mooshütte.


Man hörte ihn oft juchzen und schreien oder mit der Geißel "schnöllen" und wenn ihm die Fuhrleute darauf angaben und nichtsahnend "zurück schnöllten", so war er im Nu da und saß auf dem Wagen.

Auch in der Mooser Hütte ging es nie so recht geheuer zu und der Geist trieb sein Unwesen, dass die Hirten sich oft nicht mehr darin aufhalten konnten. Einmal kamen auch die "Finanzer" vom Zollhaus, die von dem Geist gehört hatten und sagten, sie möchten jetzt einmal den Geist erlösen. Sie ließen sich in der Hütte nieder, hängten die Gewehre an die Wand, machten ein Feuer an und wollten nun auf den Geist warten.

Auf einmal wurden aber allesamt zur Hütte hinausgeworfen, dass sie gar nicht wussten wie ihnen geschah. Jetzt packte sie ein solcher Schauder, dass sie alle davon liefen und sogar die Gewehre zurückließen, die ihnen der Hirt anderntags bringen musste. Sie wollten mit dem Geist nichts mehr zu schaffen haben.

Manche vermuten, der Aderatsbachmann sei zu seinen Lebzeiten selbst ein Hirte gewesen, der den Leuten Schaden zufügte und darum hier "geisten" müsse.

 

(Reiser 1895)